Auf Pestizideinsatz verzichten – Eichenprozessionsspinner mechanisch bekämpfen

Eichenprozessionsspinner

Die Fraktion FW, Bündnis90/Die Grünen, SPD beantragt, dass der Stadtrat Dillingen beschließt, dass bei nachgewiesenem Befall von Bäumen mit Eichenprozessionsspinnern ausschließlich eine mechanische Entfernung erfolgt. Ein Biozideinsatz ist nur im begründeten Sonderfall nach Hinzuziehung eines unabhängigen Sachverständigen, Abwägung der Behandlungsmethoden, Dokumentation und ausführlicher Begründung, weshalb eine mechanische Entfernung nicht möglich ist, zulässig.

Begründung:

Der Eichenprozessionsspinner ist eine in Deutschland einheimische Schmetterlingsart. Die Raupen bilden ab dem dritten Entwicklungsstadium Brennhaare aus, die ein Nesselgift enthalten. Dieses kann beim Kontakt mit Menschen Hautausschläge verursachen. In seltenen Fällen können auch Reizungen der Augen oder der Bronchien auftreten. Von daher kann vom Eichenprozessionsspinner temporär eine gesundheitliche Gefahr, insbesondere im Umfeld von Kindergärten und Spielplätzen, ausgehen, die eine Bekämpfung nötig machen.

Nach dem Biozidrecht sind zwei Mittel zur chemischen Bekämpfung zugelassen.

„NeemProtect“ mit dem Wirkstoff Margosa-Extrakt des indischen Neem-Baums ist ein Fraßgift und führt zum Fraßstopp. Alle Raupen, die die mit dem Gift benetzten Blätter fressen, sterben. Es hat laut Umweltbundesamt eine hohe aquatische Toxizität und wirkt auch auf alle anderen Insekten. Ein Einsatz mit Spritzkanonen ist nur erlaubt, wenn mindestens 90 m Abstand zu Gewässern eingehalten wird. Es besteht auch das Risiko indirekter Wirkungen v.a. für Vogel- und Fledermausarten.

Das alternativ eingesetzte Mittel „Foray ES“ mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis kurstaki (Btk) ist auch ein Fraßgift. Es führt zur Darmperforation bei Raupen. Problem: Es wirkt spezifisch auf alle Raupen, nicht nur auf den Eichenprozessionsspinner. Vor allem für Vogel- und Fledermausarten mit spezifischem Beutespektrum kann das negative Auswirkungen haben.

Beide Gifte aus natürlichen Quellen sind deutlich besser als das noch vor etwa 10 Jahren häufig gespritzte Diflubenzuron. Doch bayernweit gibt es bislang keinerlei Untersuchungen zur Wirkung der beiden Biozide auf die Insektengemeinschaften der alten Eichen.

Im Jahr 2020 haben laut Antwort der Staatsregierung auf eine schriftliche Anfrage von Tessa Ganserer, grüne Landtagsabgeordnete, 183 Kommunen die Raupen und Gespinste der Eichenprozessionsspinner ausschließlich mechanisch bekämpft und kein Gift eingesetzt. Das ist sehr erfreulich und hilft, gegen das Insektensterben anzugehen und trotzdem Bürgerinnen und Bürger vor den allergieauslösenden Raupenhaaren zu schützen

Leider gibt es auch schlechte Nachrichten: Mindestens 219 Kommunen in Bayern haben insgesamt über 20.000 Eichen mit Bioziden gespritzt. Angesichts des weiterhin massiv anhaltenden Insektensterbens sollte unsere Kommune vorbildlich

handeln und auf den Pestizideinsatz bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners verzichten.

Im Landkreis Dillingen / Donau wurden 260 Bäume mit Bioziden behandelt.

Biozide treffen aber nicht nur die Schädlinge, sondern auch viele andere Insekten und damit auch Vögel und Fledermäuse, die sich von ihnen ernähren.

Die im Bayerischen Landtag angefragten Daten, betreffend auch Landkreis und Stadt Dillingen, entnehmen Sie bitte beigefügtem Anhang. (Seiten 12, 13, 15, 16, 17).