Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt

Schreiben an Landrat Leo Schrell:

Sehr geehrter Herr Landrat Schrell,

im Nachgang unserer Gespräche über dieses Thema, auch meiner Nachfrage in der Runde der Fraktionsvorsitzenden bitte ich Sie um Veranlassung folgender Antragsmomente, sofern dies noch nicht geschehen ist; einen Teil dessen deutete Herr Ahlefeld ja bereits an.

Dennoch bitte ich Sie, die Sachlage zu überprüfen und sämtliche Möglichkeiten, zu ergreifen um Opfer häuslicher Gewalt in unserem Landkreis so gut es möglich ist zu schützen.

Die Expert*innen für häusliche Gewalt und die Fachfrauen in unserem zuständigen Frauenhaus gehen stark davon aus, dass durch die Covid-19 Pandemie und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen eine drastische Zunahme an häuslicher Gewalt zu erwarten ist; beziehungsweise steigen die Anfragen in unserem zuständigen Frauenhaus inzwischen merklich.

Die Betroffenen stehen unter einer extremen psychischen Anspannung, denn gerade jetzt haben viele Frauen -und Kinder schon gleich gar nicht -kaum mehr eine Möglichkeit, sich unbemerkt Hilfe zu holen, da die Familien ja permanent, und oft auf engstem Raum, zusammen sind.

Hier gilt es jetzt, schnell und einfach zugänglich, betroffenen Frauen und Kindern Hilfe-und Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen. Dazu braucht es Kampagnen der Öffentlichkeitsarbeit, d.h. Hilfsangebote müssen verstärkt und prominent beworben werden. In den Frauenhäusern selbst bestehen viele Fragen, insbesondere hinsichtlich des Vorgehens, wenn keine Plätze mehr frei

sind, der Handhabung bei der Einhaltung von Quarantäne auf engstem Raum und wie vorzugehen ist, wenn eine Überfüllung droht.

Gleichzeitig können Platzverweise für Männer, die eigene Wohnung nicht mehr zu betreten, kaum mehr von der Polizei ausgesprochen werden, da auch für die Männer keine alternative Unterbringung mehr möglich ist.

Es braucht nun zügige und pragmatische Lösungen. Bündnis 90 / Die Grünen setzten sich gemeinsam mit vielen Expert*innen für die Anmietung von Hotels und Pensionen für die Unterbringung von Opfern häuslicher Gewalt ein, und zwar wenn möglich in den Landkreisen, in denen schon Frauenhäuser existieren. Denn dort ist dann sowohl das Fachpersonal in den Häusern selbst, also auch die Expertise in den zuständigen Landratsämtern bereits vorhanden.

  1. Wir beantragen:.Alle Angebote zu Beratungsstellen werden massiv über Online und Print Medien sowie die sozialen Medien beworben. Die Kampagne soll auch die Gesellschaft insgesamt sensibilisieren, so dass Nachbarn, Angehörige etc. schnell und unbürokratisch (auch anonym) Hilfe holen können.
  2. In Abstimmung mit dem Schulamt soll über die Sozialarbeit und die psychologischen Kräfte der Schulen, für die der Landkreis Sachaufwandsträger ist, eine Handlungsempfehlung erarbeitet werden, über die Familien, die bisher nicht oder kaum zu erreichen waren, oder bei denen bereits eine Risikosituation bekannt war, verstärkt aktiv aufgesucht und angesprochen werden. Im Einzelfall soll in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt eine Notfallbetreuung für diese Schulkinder -auch von Eltern mit nicht-systemrelevanten Berufen, analog dem Verfahren bei nicht-Schulkindern, angeboten werden um die häusliche Situation zu entspannen.
  3. Der Landkreis mietet Hotels und Pensionen für die Unterbringung von Opfern häuslicher Gewalt an. In Sachen Sicherheitsaspekte, bedarf es für die Häuser entweder eine elektronische Schließanlage für alle Ein-und Ausgänge sowie ein entsprechendes Sicherheitskonzept oder aber die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes rund um die Uhr. Dies ist jetzt dringend zu klären, damit die Unterbringungsmöglichkeiten auch zur Verfügung stehen, sobald sie benötigt werden.
  4. Der Landkreis mietet ebenfalls eine Pension an, in der Männer, die der eigenen Wohnung verwiesen werden -bei Fällen mit einer weniger kritischen Bedrohungslage -temporär unterkommen können.Bei Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Heidi Terpoorten
Bündnis 90/ Die Grünen