Mit dem Jäger durch das Wertinger Ried

Ewald Sendlinger fordert mehr Rücksichtnahme auf Flora und Fauna.

Er kennt jeden Pfad in seinem weiten Jagdrevier, er weiß, wie die Tiere wandern, wie sie sich verhalten und wo sie sich verstecken. Deshalb war es für die Mitglieder des Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen Wertingen-Zusamaltheim ein besonderes Erlebnis, sich mal mit Jagdpächter Ewald Sendlinger auf die Pirsch durch das Wertinger Ried zu machen. Wie sie in einer Pressemitteilung berichten, stand dabei das Schutzgebiet für Wiesenbrüter, das im Revier von Sendlinger liegt, im Fokus. Nach dem Start hinter dem Reutenhof dauerte es nicht lange, bis Sendlinger die Wandergruppe auf die ersten Kiebitze aufmerksam machte, die auf einem von ihm bewirtschafteten Gelände nisteten. Wegen der Jungvögel, die sein Feld als Kinderstube nutzen, hat er die geplante Aussaat verschoben. „Dann komm ich halt später wieder“, sieht Sendlinger den Schutz der Tiere vorrangig.

Der geduldige Umgang mit der Natur ist dem Jäger, der sich vor allem als Heger versteht, zu eigen. Deshalb ist es auch ihm ein Anliegen, Verständnis für den Schutz von Flora und Fauna zu wecken. „Die Natur ist für alle da“, sagt Sendlinger, fordert aber Rücksichtnahme auf Tiere und Pflanzenwelt. Deshalb spricht er Riedbesucher an, wenn sie sich unangemessen verhalten. Sorge bereitet ihm der zunehmende Schleichverkehr über Feldwege ebenso wie freilaufende Hunde, die von Herrchen oder Frauchen im Alleingang über die Felder gejagt werden. Viele lassen ihre Hunde frei und neben dem langsam fahrenden Auto herlaufen, berichtet Sendlinger. Dem müsse Einhalt geboten werden, war er sich einig mit seiner Besuchergruppe. Er befürwortete deshalb den Vorstoß der Stadtratsfraktion der Grünen im Bauausschuss, Durchfahrtsverbote in bestimmten Bereichen anzuordnen. Gerade während der Brutzeit müssten seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten besonders geschützt werden.

Peter Hurler, Fraktionssprecher der Grünen im Stadtrat Wertingen, kennt sich im Wiesenbrütergebiet bestens aus und zeigte der Wandergruppe auf den naturbelassenen Flächen, wie sich der Bewuchs im ehemaligen Niedermoor entwickelt. So gedeihen dort Mehlprimeln, Schlüsselblumen, Kuckuckslichtnelke oder Wiesenknopf. Und mit ihnen die Insekten, die zu ihrem Lebensraum gehören. Wie der Ameisenbläuling, einer eher unscheinbaren Schmetterlingsart, deren spannendes Leben, erzählt von Peter Hurler, sogar für Jäger Ewald Sendlinger eine Geschichte war, die er noch nicht kannte.