Pflegetour mit Staatssekretärin MdB Ekin Deligöz

Foto: Büro Deliöz

Zu Besuch im Landkreis Dillingen: Die Neu-Ulmer Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium Ekin Deligöz besuchte ihre schwäbische Heimat, verbunden mit einem Besuch des Pflegestützpunktes in Höchstädt sowie der neu geschaffenen Geriatrie im Wertinger Krankenhaus.

Begleitet wurde sie hierbei von der Fraktionssprecherin der schwäbischen Bezirkstagsfraktion Heidi Terpoorten (Binswangen), von Bezirksrat und Umweltbeauftragtem Albert Riedelsheimer (Donauwörth), der Pflegebeauftragten des Bezirks, Bezirksrätin Christine Rietzler (Haldenwang), Bezirksrätin Annemarie Probst (Meitingen), sowie Landtagsdirektkandidat Constantin Jahn (Gundelfingen).

Grund dafür war die Pflege – ein Thema, das wie kaum ein anderes für große politische Diskussion sorgt und uns vor gewaltige Herausforderungen stellt. Viele Menschen in der ambulanten und stationären Pflege sind zutiefst enttäuscht vom aktuellen System und den fehlenden innovativen Verbesserungen; sie kehren der Pflege häufig nach einigen Jahren den Rücken und orientieren sich um.

Doch sowohl die steigende Anzahl von zu Pflegenden und ihrer Angehörigen erfordern zukünftig veränderte Arbeitsstrukturen und Situationen, die menschenwürdige wertschätzende und empathische Pflege und das Leben im Alter ermöglicht und Arbeitsbedingungen schafft, die diesen Beruf in den unterschiedlichsten Bereichen attraktiv macht, betont Bezirksrätin Heidi Terpoorten.

Erster Termin war der Pflegestützpunkt in Höchstädt – eine Einrichtung, die es erst seit zwei Jahren gibt und die ihre Existenz nicht zuletzt dem hartnäckigen Einsatz der grünen Bezirkstagsfraktion zu verdanken hat; inzwischen gibt es neun Pflegestützpunkte in Schwaben. Die Pflegebeauftragte Christine Rietzler engagiert sich sehr, um Konzepte für ein „demenzsensibles Schwaben“ auf den Weg zu bringen.

Albert Riedelsheimer schlägt zudem vor, dass insgesamt mögliche Hilfen um die Menschen herum, im Sinne von Fallmanagement geplant und umgesetzt werden muss. Das erfordert Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen und soll Selbstbestimmung ermöglichen und den Wunsch erfüllen, möglichst lange zu Hause bleiben zu können. Die Formen der Nachbarschaftshilfen wie die Seniorengemeinschaft Wertingen und Dillingen sind sehr gute Beispiele wie ambulante Hilfen im Mix mit anderen Angeboten ein Hilfsnetz knüpfen können

Und so eine Einrichtung war überfällig – wie so oft gelangen Angehörige schnell an ihre Grenzen, wenn es darum geht, dass ein geliebter Mensch schwächer und gebrechlicher wird und nicht mehr in der Lage ist, seinen Alltag allein zu bewältigen.

Was kann man beantragen, welche Einrichtung kommt in Frage? Ganz ins Heim oder ist die Tagespflege? Wo gibt es überhaupt Plätze?

Auf all diese Fragen und noch viel mehr unterstützen Martina Meitinger und Angelika Spinnler, zwei Praktikterinnen aus der Pflege im Höchstädter Pflegestützpunkt seitdem Menschen, die sich in diesem „Dschungel der Pflege“ zurechtfinden und orientieren müssen.

Foto: Büro Deliöz

Das Hauptproblem riesigen Ausmaßes ist der Fachkräftemangel. Die gesamte Pflege kämpft mit dieser Herausforderung. Ob die neue gemeinsame Ausbildung, die sogenannte Generalistische Ausbildung dies attraktiver macht, bleibt zu bezweifeln; allzu viele brechen diese Form der Ausbildung für die Kranken- und Altenpflege wieder ab.

Staatssekretärin Ekin Deligöz erklärt, dass viele der aufgezeigten Probleme in Berlin angekommen sind, sie sieht zudem Chancen im neuen Einwanderungsgesetz sowie in Freiwilligendiensten um hier für mehr Interesse an der Pflege zu sorgen. Sie wünscht sich, einen noch leichteren Zugang zum Bundesfreiwilligendienst und würdigt das Engagement der jungen Frauen und Männer, die sich hier für die Gesellschaft einbringen.

Constantin Jahn betont wie wichtig es ist, den Beruf in der öffentlichen Wahrnehmung attraktiver darzustellen, der Automatismus, den Beruf schlechtzureden, müsse endlich durchbrochen werden und all die tollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, die dieser Beruf bietet.

Als wichtige Idee wurde angeregt, dass die Pflegekräfte endlich Gehör finden müssten – Ein „jetz red I“ der Pflege könnte ein tolles Format sein, in denen Betroffene zu Wort kommen könnten – und zwar nicht nur das Führungspersonal, sondern auch Auszubildende und Pflegekräfte.

Auch die Medien können hier beitragen und Verantwortung übernehmen. Der Beruf, der auch viele schöne Seiten habe, findet mediale Erwähnung fast nur in negativem Zusammenhang, das wirke abschreckend vor allem auf junge Menschen, die grundsätzlich jedoch nach Praktikas bspw. Interesse an einer Ausbildung in der Pflege haben..

Nach einer kurzen Mittagspause ging es gleich weiter zum Kreiskrankenhaus Wertingen.

Die Kreiskliniken im Landkreis Dillingen stehen bekanntermaßen unter erheblichem finanziellem und strukturellem Druck. Wie eine Neuorientierung gelingen kann, wurde den Besucher*innen in der neu geschaffenen Abteilung für Altersmedizin vorgestellt.

Im Gespräch wurde sehr anschaulich berichtet wie wertvoll hier der interdisziplinäre Ansatz dieser Abteilung für alle Beteiligten hat. Der Mensch steht eindeutig im Mittelpunkt; das berichtete fröhlich die Runde der Patient*innen im Aufenthaltsraum, die am Liebsten hierbleiben wollten, sowie die Mitarbeiter*innen der Station.

Hier wird bereits vom ersten Tag an die Nachversorgung mitgedacht; vor allem auch wie die Patient*innen gut betreut entlassen werden können, was durch einen sehr gut aufgestellten Sozialdienst geleistet wird.

Foto: Büro Deliöz

Mit der Geschäftsleitung Frau Jahn-Hofmann, Chefärztin Frau Dr. med. Brielmaier und Mitarbeiter*innen aus der Pflege entstand eine rege Diskussion, in der auch Grundprobleme der Finanzierung des Gesundheitsbereichs angesprochen wurden.

Das System krankt unter anderem vor allem an einer ausufernden Bürokratie, entstanden durch jahrzehntelange Versuche, finanziellen Missbrauch zu verhindern und Kosten einzudämmen. Dies verschlingt riesige Ressourcen an Mitteln, Zeit und bindet Personal, machen die Verantwortlichen sehr deutlich und geben der Staatssekretärin und MdB Ekin Deligöz den Wunsch nach weniger Bürokratie mit zurück auf den Weg nach Berlin.